Form und Dogma

Das Opfer und der Täter

Punkt, Linie, Fläche, Körper und Raum sind formale Gestaltelemente. Setzt der Punkt sich in Bewegung, so wird er zur Linie. Mehrere Punkte verbinden sich zur Fläche. Die Linie umgrenzt oder teilt eine Fläche. Die Fläche kann Teil eines Körpers sein. Der Körper steht im Raum. Im Zusammenwirken der Formelemente mit den Gestaltungsmitteln Farbe und Material entstehen ganzheitliche Zusammenhänge. Extrahieren wir Formenzusammenhänge, dann wird Form und Funktion getrennt wahrgenommen. Es ändern sich die Seheindrücke und somit erlernte ganzheitliche Ordnungen. Archetypus und Perspektive werden umgekehrt und stehen der populären epigonalen Gestaltung heutiger Zeit entgegen.

Unsere Wahrnehmung schwankt zwischen Originalität und Banalität, zwischen Faszination und Abneigung. Doch was ist das Schöne, was das Hässliche? Was reizt uns, was stößt uns ab?

Das Design der Gegenwart ist geprägt von der ständigen Wiederholung. Der alleinige Glaube an die Schönheit der funktionellen und konstruktiven Form ist ein Irrtum. Als Beispiel bieten sich die Bauten unserer Städte an. Die massenhafte Wiederholung ähnlich funktioneller und konstruktiver Lösungen hat zu einer unüberbietbaren Eintönigkeit und zum Verlust ihrer Individualität geführt. Das Leben in Städten und Gebäuden spielt sich anders ab, als es die Planer vorausgesetzt haben. Überdies führte die Formenarmut, die sich aus der ständigen Wiederholung ähnlicher Konstruktionen ergab, in der Regel zu einer Nivellierung der Unterschiede zwischen Baukomplexen verschiedener Nutzung. Die gebaute Umwelt erschwert die Orientierung immer mehr. Ohne optischen Ausdruckswert ist sie zu einem Labyrinth der Eintönigkeit geworden. Der Gesichtsverlust der Städte wie auch der Gebäude, wie auch des Designs lässt die Menschen in zunehmendem Maße abstumpfen.

Differenzierte Gestalt und parallele Welten

Unsere Wahrnehmung ordnet optische Eindrücke nach Erfahrung. Die Erkennbarkeit einer Gestaltung wird zerlegt und in einfachen Gebilden geordnet. Gelangen Reize zu uns, die nicht erfahren wurden, die immanent sind, so werden wir verunsichert. Das archaische Denken verleitet uns zum inneren Widerstand und nicht zur neuen Erkenntnis. Die Zerlegung dieser automatischen Prozesse ist unser Anliegen. Gestaltung muss spannend sein, sei die Funktion noch so banal. FORMBEIRAT entwickelt parallele Welten, die Perspektiven und Sehgewohnheiten neu definieren.